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...die erste Weiche auftauchte. Wegen der verbogenen Abdeckplatte sitzt der Schleifer zu tief. Das mag auf normalen Gleisen ohne Belang sein, aber auf Weichen und Kreuzungen sind die Punktkontakte sehr viel höher und dadurch wurde der ganze Motorwagen hochgedrückt. Da stand er nun mit durchdrehenden Rädern und wollte nicht weiter. Ich versuchte diese Abdeckplatte anzupassen indem ich Aussparungen für die Drosseln hineinbohrte, aber es half alles nichts. Zum Schluß brach die Platte auseinander, sodas ich eine neue bestellen mußte (108 769). Weil ich meinen Triebwagen immer als dreiteilige Einheit fahren lassen will, braucht der Motorwagen eigentlich garkeinen Schleifer. Die Strom- und Masseversorgung geschieht über Mittel- und Steuerwagen. Die neue Abdeckplatte schnitt ich in zwei Teile, sodaß der mittlere Teil über den Drosseln frei blieb. Außerdem wechselte ich die Achse, die eigentlich für den Massekontakt zusatändig war, gegen eine mit Haftreifen (108 768). Mit vier Haftreifen ist gewährleistet, das es auf DKWs oder Steigungen keinerlei Traktionsprobleme gibt.

Als nächstes war der Steuerwagen dran. Der Lichtwechsel und die Innenbeleuchtung soll hier durch einen Funktionsdekoder 60960 gesteuert werden. Die Verdrahtung war aber nicht so einfach, weil Roco ein recht merkwürdiges Anschlußschema für die Birnen gewählt hat. Der Mittelschleifer ist elektrisch mit dem Fahrgestell verbunden, sodaß die man die Birnen mit positiver Spannung ansteuern müßte. Außerdem würde es flackern. Ich schraubte den Schleifer los, klebte ein Stück Klebeband auf den Sockel und schraubte den Schleifer wieder fest. Damit der Schleifer, auch wenn er voll hochgedrückt wird nicht die Schraube berühren kann, kam dort ebenfalls ein Stück Klebeband darüber. Durch ein daneben gebohrtes Loch wird ein Kabel geführt und an den Schleifer gelötet. Jetzt ist der Rahmen elektrisch neutral und kann mit dem orangen Kabel des Dekoders verbunden werden.
Den Funktionsdekoder befestigte ich ähnlich wie den Lokdekoder im Motorwagen. Zuerste wurde eine kleine Dekoderhalteplatte aufgeklebt und in die Inneneinrichtung ein Loch geschnitten. Dann den Dekoder eingeklipst und vorschriftsmäßig verkabelt. Die Funktion f1 schaltet die rote Birne an, während f2 dasselbe mit der weißen macht. Die zwei weißen Birnen für die Innenbeleuchtung werden ebenfalls so angeschlossen, das das obere, weiße Spitzenlicht nicht zusammen mit den roten brennt. Funktion f3 ist für die Innenbeleuchtung des Mittelwagenges reserviert, während f4 unbenutzt bleibt. Ein Funktionstest verlief zur vollsten Zufriedenheit.

Dann kam etwa 1 Jahr Zwangspause, weil die vierpoligen, stromführenden Kupplungen 40345 von Roco nicht lieferbar waren. Als ich sie endlich erhielt, konnte es weitergehen. Das Paar kostet rund 17 DM und hat sehr lange, flexible Kabel. Probleme mit der Kupplungskulisse sind somit nicht zu befürchten. Die maximale Belastung liegt bei 1000 mA, also ausreichend um den kompletten Strom für den Motorwagen darüber zu leiten zu können. Die Kupplung rastet leicht ein und läßt sich auch gut trennen (nur auseinanderziehen). Das geht deutlich besser als bei der 2poligen Stromkupplung von Fleischmann. Letztere rutscht eher aus dem NEM-Schacht. Je nach Fabrikat kann man bei Verwendung der 40345 die beiden Wagen auseinanderziehen, und die Kupplung trennt sich ordnungsgemäß. Rutscht trotzdem eine Stromkupplung aus dem Schacht, sollte man sie mit einem kleinen Tropfen lösungsmittelfreien Klebers fixieren.
Ich baute also die Stromkupplungen an und verkabelte alles, wie in der Grafik ersichtlich. Als ich die Gehäuse aufsetzen wollte, gab es eine böse Überraschung. Der Wagenabstand ist so gering das man wegen der Puffer nur ein Gehäuse aufsetzen konnte. Die Deichseln, die den Schienenbus normalerweise untereinander verbinden, sind deutlich länger als zwei normale Kupplungen. Da hieß es auf Strom-KK zu verzichten. Da bedeutet aber das mit nur einem Schleifer am Motorwagen und mit nur einer Achse für Massekontakt Langsamfahrten unmöglich sind, oder er würde auf fast jeder Weiche oder DKW stehenbleiben. Wer mich kennt, weiss das ich das nicht akzeptiere. Also habe ich alle roten Pufferhülsen, bis auf die bei beiden Endwagenseiten, abgekniffen. Dann habe ich Löcher in die Gehäuse gebohrt, damit ich die schwarzen Pufferteller dort einstecken kann. Ich habe sozusagen einen Schienenbus mit Kurzpuffern. Immerhin passen die Gehäuse jetzt wieder.

Damit die Strom-KKs mit der Kulisse frei schwenken können, muß unten am Plastikgehäuse ein 1 mm breiter Rand weggefräst werden, das entspricht in etwa der schwarzen Kante. Das braucht man natürlich nicht an den Endwagen zu machen, an die nichts angekuppelt wird, dort kann man sogar Bremsschlauchimitationen anbringen. Optisch finde ich meine Lösung weniger störnd, als zu große Wagenabstände bei D-Zugwagen. auch wenn es PK&NZ die Fußnägel aufrollen würden.

Nun war die dreiteilige Einheit bereit zur ersten Probefahrt. Eigentlich klappte alles perfekt, bis die erste Bogenweiche kam. Der Schienenbus hat einen relativ großen Achsabstand, und deshalb schwenkt der Mittelbereich jeden Wagens in der Kurve weit aus. Gerade dort hat aber Roco den kurzen Mittelschleifer montiert und dieser verursacht auf Bogenweichen einen Kurzschluß. Aber auch längs neben die Pukos montierte Reedkontakte hebeln den Schleifer aus, sodas er keinen Kontakt hat, oder sich verklemmt und somit den ganzen Wagen zum Entgleisen bringt. Stattdessen montierte ich beim Mittel- und Steuerwagen je einen langen Schleifer 7185 von Mäklin. Deren Anpreßdruck ist wesentlich geringer und auf Bogenweichen funkte nichts mehr. Wichtig ist zu beachten, das der Schleifer keinen elektrischen Kontakt zum Rahmen hat.

Damit die vierpolige Stromkupplung am Motorwagen frei schwenken kann, müssen die Druckluftbehälterimitationen (violette Pfeile) weggefräst werden. Auf der Seite wo die Stromkupplung sitzt, wurde das schon erledigt (gelbe Pfeile).

Alles in allem war dies mein kompliziertester Umbau. Das Ergebnis entschädigt allerdings vollends. Der Schienenbus besitzt vorzügliche Langsamfahreigenschaften und läuft extrem leise. Durch die elektrische Verbindung aller 6 Achsen und der 2 Schleifer sind selbst auf selten befahrenen Gleisen oder schlanken Weichen bzw. DKWs keinerlei Aussetzer zu bemerken. Mit 4 Haftreifen besitzt der Motorwagen mehr Zugkraft, als er je benötigt. Der computergesteuerte Lichtwechsel des Steuerwagens sorgt immer für das richtige Spitzenlicht, mit Intellibox oder 6021 wäre es mir zu umständlich. Es macht richtig Spaß mit diesem Schienenbus zu fahren.