Roco BR 181 mit 60902

Sonderfunktion: keine

English Text


Schon als Kind hat mich die BR181 von Roco faszniert. Ich vermag nicht zu sagen ob es die drei Seitenfenster sind, die bis auf das Dach reichen, das sie als Zweisystemlok immer den selben Pantograph auf DB-Gleisen gehoben haben muß (also auch mit gehobenem Pantograph vorraus fährt) oder ob es die elegante Gesamterscheinung ist. So ist es nicht verwunderlich, das ich mir gleich zwei dieser Loks kaufte, als sie bei meinem Händler als Sonderangebote entdeckte. Es handelt sich um die kobaltblaue 181 209-8 (43985) und die blau/beige 181 211-4 (43984) mit dem Namenszug "Lorraine". Um sie auf meiner Digitalanlage einsetzen zu können muß ein Dekoder eingebaut werden.

Bei meinen bisherigen Roco-Lokomotiven sitzen die Glühbirnen unterhalb des Führerstandes, sodaß man die Platine über dem Motor in der Lokmitte zum Teil entfernen muß, um Platz für den c90-Dekoder zu schaffen. Bei der BR 181 geht das leider nicht, weil dieses Modell die Glühbirnen auf dieser Mittelplatine hat (rote Pfeile). Von dort aus führen lange und mehrmals geknickte Lichtleiter zu den Stirnseiten des Gehäuses. Das hat mehrere Nachteile. Zum einen kommt vorn relativ wenig Licht an, und zum anderen kommt es zum Helligkeitsaustausch zwischen den roten und dem weißen Lichtleitern. Letzteres bewirkt, das wenn drei weiße Lampen brennen, auch die zwei roten mitglühen. Umgedreht ist es leider so, das, wenn nur zwei rote Schlußleuchten leuchten, auch die drei weißen leicht erhellt sind.
Da also kein Platz für einen normalgroßen c90-Dekoder ist, sah ich mich nach Alternativen um. In der E18 (37681) steckt ein 60902 (60 38 58) ohne Sonderfunktionen f1 und f2. Er kennt nur die Lichtschaltung über f0 und die Verzögerungsdeaktivierung f4. Dafür ist er nur etwa halb so groß wie ein 60902. Der einzige Nachteil ist der deutlich höhere Anschaffungspreis und deshalb versuchte ich doch ersteinmal den günstigeren Standarddekoder unterzubringen. Über dem nichtangetriebenem Drehgestell mit dem Schleifer ist Platz genug um einen Dekoder stehend aufzunehmen (grüner Pfeil), aber das Gehäuse paßt nicht mehr ganz. Es rastet unten nicht mehr ein. Dadurch bleibt im oberen Bereich der drei Seitenfenster ein Spalt über der Maschinenraumatrappe. Bei Tageslicht fällt es nicht stark auf, aber da die Glühbirnen direkt dahinter sitzen, fällt bei Nachtbetrieb ein starker Lichtschein hindurch. Wer sich nicht daran stört, bitte schön, aber ich wollte eine bessere Lösung.

Als erstes mußte der Dekoder ein Stück zur Lokmitte hinrücken. Dazu schnitt ich den Modulstecker aus der Roco-Platine, den ich sowieso nicht brauche. Der Spalt im Fahrwerk steigt zu Mitte hin an und da der Dekoder jetzt auch weiter zu Mitte hinrückt, liegt er jetzt etwas zu hoch. Der Dekoder 60902 liegt über Kopf in dem Spalt, sodaß die Abstufung in der Dekoderhülle unten ist. Mit einem Lötkolben schmolz ich diese etwas Stufe weg. Da ich oben auf der Rocoplatine ein paar Kabel angelötet hatte, stoßen die Plastikkanten im Dachbereich des Plastikgehäuses dagegen. Mit dem Lötkolben schmolz ich diese etwas zurück (blaue Pfeile). Das Gehäuse saß nun schon wesentlich tiefer, rastete aber immer noch nicht ein.
Es störte der Lichtleiter für die Schlußleuchten. Da mich der schon weiter oben im Text beschriebene Lichtaustausch zwischen den Lichtleitern störte, entfernte ich kurzerhand beide roten Lichtleiter. Lieber ein vernünftiges Dreilichtspitzensignal und garkeine Rücklichter, als ob immer alle fünf Lampen erleuchtet sind. Wenn ein Zug angehängt ist, dürften garkeine Rücklichter angeschaltet sein, und da man sie nicht separat abschalten kann wie bei den BR 140 oder 141 mit vier Glühbirnen, macht das sowieso wenig Sinn. Jetzt paßt das Gehäuse. Damit es aber endgültig einrasten soll, muß der Dekoder mit einem Stück Schaumgummi zu der Seite gedrückt werden (oranger Pfeil), damit der weiße Lichtleiter daran verbeilaufen kann.
Nun kommt die Verkabelung dran. Da in der Lok kein Platz für Sonderfunktionen ist, wurden das violette, braun-rote und das braun-grüne Kabel abgekniffen. Dann entfernte ich die Drossel und die zwei Dioden von der Roco-Platine. Es ist unbedingt darauf zu achten, das die Leiterbahnen der Motoranschlüsse keinen Kontakt zum Rahmen oder zu anderen Masseverbindungen haben. Die neuen 60902 sind kurzschlußfest, aber bei meinem ersten 181-Umbau kostete das einem 6090 das Leben. Oben an die Kontakte werden zwei 3,9 uH-Drosseln angelötet (violetter Pfeil) und daran das blaue und das grüne Kabel vom 60902. Das gelbe und das graue Kabel wird mit den zwei Glühbirnen verbunden. Als Rückleiter dient das orange Kabel. Damit die Birnen nicht zu hell sind, nahm ich einen 80 Ohm Widerstand dazwischen, sonst dringt Licht durch die Maschinenraumatrappe nach draußen. Das braune Kabel wird mit den Masseschleifern beider Drehgestelle verbunden und das rote mit dem Schleifer. Damit ist der Anschluß des Dekoders komplett.

Die Probefahrt erfüllte alle gestellten Forderungen. Beide BR 181 haben hervorragende Langsamfahreigenschaften und lassen sich ohne Probleme so einstellen, daß sie 100 km/h bei Fahrstufe 10 erreichen. Meine zuerst umgebaute, blaue 181 hat einge geringere Zugkraft, was sich besonders beim Anfahren eines schweren Zuges auf einer Steigung negativ bemerkbar macht. Das liegt aber an der Verwendung des mittlerweile veralteten 6090-Dekoders, dessen interner Regelbereich deutlich kleiner ist. Die blau/beige 181 kann besonders feinfühlig rangiert werden, weil sie Dank des 60902 bis zu 27 Fahrstufen zur Verfügung hat.
Normalerweise tausche ich die Bügelkupplungen gegen Märklin Kurzkupplungen aus. Bei den 181 funktioniert das auch entgleisungsfrei, aber wenn man sie in Doppeltraktion fährt, verhaken sich die Puffer. Deshalb habe ich die alten Bügelkupplungen wieder eingesetzt. Der größere Pufferabstand ist optisch zwar weniger schön, aber Funktionalität ist mir wichtiger. Überhaupt bringt eine Kurzkupplung nicht besonders viel, solange eine Kupplungskulisse fehlt. Bei der Verlegung der Oberleitung ist noch zu beachten, das das Schleifstück des DB-Pantographen schmaler ist, als bei anderen Lokomotiven.

Das Vorbild:

181 201 bis 181 225
Baujahr 1974
Stundenleistung: 3300 kW/4488 PS bei 90 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Masse: 82,5 t
LüP: 17940 mm
Achsfolge: Bo´Bo´
Treibrad Durchmesser: 1250 mm

Nach der Elektrifizierung der Moseltalstrecke und der anschließenden Verbindungen zur SNCF und CFL benötigte die DB weitere schnellfahrende Mehrzweck-Zweifrequenzlokomotiven, besonders für den Montan-Güterzugverkehr mit schweren Durchgangsgüterzügen. Die zunächst verfolgte Absicht, lediglich die elektrische Ausrüstung der 181.0 und 181.1 auf den neuesten Stand zu bringen, die mechanische Konstruktion und den Lokkasten aber beizubehalten, wurde bald aufgegeben, weil zwischenzeitlich die Leistungshalbleitertechnik dermaßen große Fortschritte gemacht hatte, daß trotz einer Leistungserhöhung der Maschinen um knapp 10% und einer Aufstockung der Höchstgeschwindigkeit auf 160 km/h die Zahl der eingebauten Leistungshalbleiter auf gut ein Drittel gesenkt werden konnte. Dadurch ergab sich eine völlig neue Anordnung der elektrischen Ausrüstung im Maschinenraum. Dies und die Forderung, die Ansaugöffnungen für die Belüftung der elektrischen Ausrüstung (einschließlich der Fahrmotoren) so hoch wie möglich in den Dachraum zu verlegen, um diese gegen Staub und Flugschnee zu schützen, sorgten dafür, daß auch das äußere Erscheinungsbild der Maschinen einen moderen Charakter bekam. Die ersten 9 Exemplare wurden in klassisch blauer (allerdings stahlblau statt kobaltblau) Farbgebung ausgeliefert, die übrigen 16 Exemplare in ozeanblau/beige. Dem Haupttransformator ist je Fahrmotor ein halbgesteuerter Thyrister-Brückengleichrichter nachgeschaltet, der die Fahrspannung stufenlos über an 40 Fahrschaltern fixierten Fahrstufen mittels Spannungsollwert vorgibt.