Roco 360 mit Spezial-Dekoder 60 38 58

Sonderfunktion: keine

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Weil ich mit meiner Rangierlok BR 260 von Märklin in Bezug auf Zugkraft und Kontaktsicherheit keine guten Erfahrungen gemacht hatte, suchte ich eine Alternative. Das Modell von Fleischmann ist schon älter und kaum detailliert, aber Roco hatte interessante Varianten im Angebot. Am liebsten wäre mir eine altrote V60 oder eine blau/beige 260, aber ich fand leider nur eine blau/beige 360. Ich kaufte sie trotzdem, weil das kleine Detail der Nummer kaum auffällt. Vielleicht bietet sich mir später die Möglichkeit eines Gehäusetausches, wenn Roco eine entsprechende Lok produziert.
Ich kaufte die Gleichstromvariante, weil ich bei der Wechselstromlok das analoge Umschaltrelais mitkaufen müsste und diese unnötige Geldausgabe wollte ich mir sparen. Einen Schleifer unter die Lok zu bauen ist kein Problem. Meine anderen DC-Loks fahren auf dem K-Gleis entgleisungsfrei, sodaß auch hier keine Probleme zu erwarten sind. Während das AC-Modell der 360 zwei Haftreifen hat, ist meine völlig ohne Haftreifen. Dadurch steht mir ein weiteres Radpaar für einen Massekontakt zur Verfügung. Durch das hohe Gewicht von 245g der Lok sind Traktionsprobleme kaum zu erwarten. Außerdem sind die beiden ersten Achsen ferdernd und seitenverschiebbar gelagert, was einen guten Kontakt zur Schiene verspricht. Die Märklinlok wiegt dagegen nur 180g und hat ein starres Fahrwerk. Dort wechselten sich Kontakt- und Traktionsprobleme ab.

Als erstes zerlegte ich die Lok. Dazu mussten die beiden Schrauben an der Lokunterseite nahe der Kupplungskulissen herausgedreht werden. Danach konnte man das Gehäuseoberteil mit dem Ballastgewicht abnehmen. Darunter befindet sich ein kleiner, längs eingebauter Motor mit Schwungmasse, der die Achse C über eine Schnecke antreibt. Die beiden anderen Achsen werden über die Kuppelstange bewegt. Entfernt man den Rahmen mit dem Umlauf und der Ragierbühnen, kommt die kleine Platine zum Vorschein. An dieser müssen einige Veränderungen vorgenommen werden. Dazu muß als erstes der Motor entfernt werden. Man löst die Kreuzschlitzschraube in der Mitte an der Lokunterseite und dann kann der Motor aus dem Gelenk der Kardanwelle herausgezogen werden . Die Platine ließ sich nicht ohne weiteres herunternehmen, weil sie an Schnecke klemmte. Nachdem sich sie unter leichter Gewaltanwendung gelöst hatte, vergrößerte ich die Öffung etwas mit einem Fräser (blauer Pfeil).
Der Lichtwechsel wurde bei dieser analogen Gleichstromlok durch Umpolen des Fahrstromes gesteuert, für den Dekoderbetrieb muß das geändert werden. Mit einen feinen Diamantfräser trennte ich zwei Leiterbahnen durch (rote Pfeile), die die Lampen mit dem Radschleifern verbanden und lötete zwei Dioden aus. Im Gegensatz zu "DC-Bahnen", führen beim Mittelleitersystem beide Schienen "Masse". Aus diesem Grund verband ich ich die beiden Seiten der Radschleifer auf der Platinenunterseite mit einer eingelöteten Drahtbrücke. Zur Isolierung klebte ich auf den Rahmen an dieser Stelle ein Stück Papier.
Meine bisherigen Roco-Loks stattete ich mit dem 60902 aus, aber der ist für diese Lok zu groß. In der Dampflok 086 auf der Zugpackung 26508 fand sich eine halb so große Ausführung des 60902, allerdings ohne die Sonderfunktionen f1 und f2. Mann kann den Dekoder auch als Ersatzteil bestellen (60 38 58). Dieser kleine Dekoder paßt wunderbar ins Führerhaus. Um diesen einfach einstellen zu können, wollte ich das man das Führerhaus einfach abnehmen kann. Dazu muß man die Rastnasen entfernen (grüne Pfeile). Das machte ich mit einem kleinen Fräser.

Den Kondensator an den Motoranschlüssen ließ ich unverändert. Von den Drosseln lötete ich je ein Ende ab um sie später mit dem blauen und grünen Kabel des Dekoders zu verbinden. Leider paßte das Ballastgewicht nicht mehr richtig, sodaß ich die Drosseln doch ganz entfernte und stattdessen direkt an den Dekoder lötete (violette Pfeile). Damit der Dekoder nicht zu hoch steht, musste ich etwas vom Ballastgewicht wegfräsen (gelber Pfeil). Zuletzt beklebte ich diesen Bereich mit schwarzem Papier, damit es zu keinem Kurzschluß kommen kann.

Dann lötete ich alle Kabel an und machte einen ersten Funktionstest. Die Birnen sind ziemlich hell und wen es stört sollte einen 100 ohm Widerstand in das orange Kabel löten. Der Dekoder harmoniert hervorragend mit dem Motor. Selbst bei niedrigster Fahrstufe dreht sich der Motor ruckfrei und die Regelung funktioniert perfekt. Beindruckend ist, wie leise der Motor läuft. Die V60 von Märklin ist dagegen einen richtiger Radaubruder.

Der Zusammenbau gestaltete sich recht einfach. Zuerst wird das Ballastgewicht aufgesetzt und die Kabel entlang der seitlichen Aussparung verlegt. Danach wird der Umlauf aufgesetzt und der Dekoder durch die Öffnung des Gehäuses geführt. Zuletzt werden Dekoder und Kabel im Führerstand zurechtgerückt. Man kann ihn auch mit einem Tropfen Kleber auf dem Chip der Dekoderrückseite fixieren. So läßt sich die Lok einfach kalibrieren, ohne sie vom Gleis nehmen zu müssen. Nach Beendigung aller Einstellungsarbeiten kann das Führerhaus aufgesetzt werden.

Da ich das DC-Modell gekauft hatte, war kein Schleifer unter der Lok. Es ist aber recht einfach einen Schleifer 40003 unter die Lok zu kleben, die passenden Aussparungen sind schon vorhanden. Man muß nur ein Kabel anlöten und mit dem Dekoder verbinden.

Nun folgten die Probe- und Einstellungsfahrten. Die Lok ist vorbildgerecht übersetzt. Wenn das Poti für die Höchstgeschwindigkeit auf Maximum steht, erreicht sie bei Fahrstufe 10 nur 80 km/h. Da ich all meine Loks aber so einstelle, das sie bei Fahrstufe 10 etwa 100 km/h fahren, mußte ich mir hier was anderes überlegen. Ich stellte sie so ein, das sie bei Fahrstufe 14 die 70 km/h-Marke erreicht und begrenzte sie im Computerprogramm auf Fahrstufe 12, weil das Original auch nur 60 km/h schafft. Dann änderte ich mein Computerprogramm dementsprechend um, sodaß die Bedienung wie bei den anderen Loks war.

Beindruckend ist immer wieder, wie leise sich diese Lok bewegt. Es gibt so gut wie keine Kontaktprobleme, im Gegensatz zu Märklins V60. Das liegt zum einen an dem kleinen Schleifer mit dem hohen Anpreßdruck, zum anderen an den federnd gelagerten Achsen. Darüberhinaus hat meine DC-Version keine Haftreifen und somit können alle 6 Rader für den Massekontakt benutzt werden. Das Fehlen von Haftreifen biringt leider einen Nachteil mit sich. Die Zugkraft ist eher gering, trotz des hohen Lokgewichts. Für ein paar Güterwagen reicht es aus, aber Personenwagen mit Schleifern sind auf Weichen ein echtes Problem. In diesem Fall war die leichte Märklinlok mit nur einem Haftreifen aber auch nicht besser. Die AC-Version der Rocolok hat zwei Haftreifen und damit deutlich mehr Zugkraft.