Roco Gleichstromloks mit 60902

Sonderfunktion: Schaltbare Rücklichter

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Roco bietet Lokokomotiven für das Märklin Wechselstomsystem an. Diese sogenannten AC-Modelle haben höhere Spurkränze, damit sie auf altem M-Gleis entgleisungsfrei fahren. Während bei den DC-Modellen der Drehgestelloks alle Achsen angetrieben sind, so sind es bei den AC-Modellen weniger, weil die Schraube des Mittelschleifers ins Getriebe greift. Bei den Loks der Baureihen 110 und 140 sind 3 Achsen angetrieben. Bei 141 und 181 sind es nur 2, ein Drehgestell ist also antriebslos, genau wie man es von Märklin gewohnt ist. Desweiteren beinhalten AC-Modelle ein sogenanntes Umschaltmodul. Neuere Modelle werden gleich mit Dekoder ausgeliefert, aber die Fahrqualitäten reichen nicht an einen 60902 von Märklin heran. Leider sind die AC-Modelle deutlich teurer, sodaß ein Umbau nicht immer lohnt. Außerdem muß man Teile mitkaufen, die später doch nur herumliegen, wie das Fahrtrichtungsmodul. Das naheliegenste wäre gleich der Kauf des billigeren DC-Modells. Solche Loks kann man öfters als Sonderangebote erstehen, oder es werden besondere Ausführungen angeboten, die es nicht als AC-Ausführung gibt.
Als ich im Schaufenster meines Händlers eine E41 004 in DC-Ausführung zu einem stark reduzierten Preis sah, griff ich sofort zu. Diese blaue E41 aus der Vorserie hatte mich schon lange interessiert, da sie im Gegensatz zu den anderen Loks dieser Baureihe, noch Seitenfenster hat. Bei der Serien-E41 hat man die Fenster durch Lüfter ersetzt, um die Fahrmotoren besser zu kühlen. Das Roco Modell wurde früher auch als AC-Modell angeboten, aber deutlich teurer.

Als erstes muß die Lok Mittelleiter-tauglich gemacht werden. Ich benutze neue K-Gleise der Serie 22xx mit eckigem Schienenprofil, sodaß die DC-Radsätze mit niedrigen Spurkränzen keine Probleme bereiten. Das gilt auch für das neue C-Gleis. Besitzer alter K-Gleise 21xx oder gar M-Gleisen sollten doch lieber auf fertige AC-Modelle zurückgreifen, weil ein Radsatztausch den Umbau erheblich verteuert. Das Roco-Modell 43646 der E41 004 hat vier angetriebene Achsen. Auf der ersten und vierten Achse ist je ein Rad mit einem Haftreifen belegt, also zwei weniger als beim AC-Modell. Um einen Schleifer zu befestigen, muß bei dieser Lok ein Drehgestell antriebslos sein. Als Referenz zog ich meine blaue BR 141 hinzu, die ich damals als AC-Modell erworben und erfolgreich auf 6090 umgebaut hatte. Damit die DC-Lok nach dem Umbau genügend Zugkraft hat, muß die Achse mit dem Haftreifen in das andere Drehgestell eingesetzt werden. Dazu werden je drei Schrauben an der Unterseite beider Drehgestelle gelöst, die Getriebeböden abgenommen und die Achsen getauscht. Zwar hat das angetriebe Drehgestell nun zwei Achsen mit je einem Haftreifenbewehrtem Rad, aber beide sitzen auf der linken Seite. Naja, besser als nichts. Dieses Drehgestell ist fertig und kann wieder zugeschraubt werden.

Beim "Schleiferdrehgestell" habe ich das Kardangelenk herausgenommen, sodaß die Schnecke keine Verbindung mehr zum Motor hat. Dann drückte ich das Getriebe (nicht die Schnecke!) unten etwas auseinander und entfernte fast alle Zahnräder (orange Pfeile). Diese werden nicht mehr gebraucht. Um einen Schleifer zu montieren, muß ein anderer Getriebeboden mit Aussparungen für den Schleifer gekauft werden. Bei der E41 hat er die Nummer 93899, bei anderen DC-Loks sollte man auf den beiliegenden Ersatzteillisten die farblich gekennzeichneten AC-Teile beachten. Damit der neue Getriebeboden paßt, muß man die Zahnräder von den Achsen entfernen (grüne Pfeile). Das geht am einfachsten, indem man sie mit einem scharfen Seitenschneider abkneift. Jetzt kann der Getriebeboden festgeschraubt werden. Das Drehgestell kann nun in der Mitte mit dem Getriebe verschraubt werden. Das geht allerdings nicht mehr mit der alten Schraube, weil sie zu lang ist. Das war das einzige Problem dieses Umbaus. Ich nahm ein dünnes Stück Messingblech und bohrte ein 2 mm großes Loch hinein (roter Pfeil). Dann klebte ich es von oben auf den neuen Getriebeboden, sodaß es zwischen Getriebeboden und dem eigentlichen Getriebe sitzt. Die Schraube des Roco-Schleifers 40003 ist zu klein, sodaß ich eine Senkkopfschraube 75 61 00 von Märklin nahm. Diese Schraube findet man bei Märklin Loks zu Befestigung von Schleifern oder Dekoderhalteplatten. Man darf diese Schraube nicht ganz hineindrehen, denn das Dehgestell muß frei beweglich bleiben. Der Schleifer kann nun allerdings nicht mehr festgeschraubt werden, sondern muß in die Aussparung des Getriebebodens geklebt werden. Diese Lösung ist die preiswerteste um eine DC-Lok AC-tauglich zu machen. Besorgt man sich ein "AC-Getriebe" kann der Schleifer geschraubt werden, aber das erhöht die Kosten.

Die Installation des 60902-Dekoders geschah wie bei der BR 141 und BR 140 beschrieben. Für eine flackerfreie Beleuchtung wird das orange Kabel mit dem Rahmen verbunden. Wenn man die alte Platine mit dem Rahmen verschraubt, ist darauf zu achten, das keine Leiterbahn elektrischen Kontakt zum Rahmen bzw. zu den Schrauben hat. Das rotbraune f1-Kabel wird mit den Rücklichtern der Lokseite 1 verbunden und das grünbraune mit den Rücklichtern der Lokseite 2.
Nun kam die erste Probefahrt. Die Lok fuhr wie erwartet leise und annähernd ruckfrei. Ab und zu war ein leichtes Zittern zu beaobachten und beim Anfahren hört man manchmal ein pfeifendes Geräusch. Letzters stammt von der Impulsmodulation, die in dem Motor leichte Resonanzschwingungen erzeugt. Das ist aber nebensächlich und führt zu keiner Beschädigung. Als ich die Lok wie üblich so einstellen wollte, das sie bei Fahrstufe 10 die 100 km/h-Marke erreicht, mußte ich das Poti für die Höchstgeschwindigkeit auf max. stellen. Im Gegensatz zur AC-Variante ist die Lok deutlich langsamer übersetzt, denn bei meiner anderen BR 141 konnte dieses Poti auf 50% stehen. Trotz der DC-Radsätze mit den niedrigeren Spurkränzen fuhr sie bei Höchstgeschwindigkeit entgleisungsfrei über alle Weichen und DKWs. Weil sie nur zwei Haftreifen hat, ist ihre Zugkraft geringer. Das liegt aber auch daran, das die Roco-Haftreifen relativ glatt sind. Es hilft sie etwas mit Sandpapier aufzurauhen, oder sie gegen Haftreifen von Märklin auszutauschen. Wer schwere Züge ziehen will, sollte AC-Radsätze mit insgesamt 4 Haftreifen bestellen.
Probleme gab es diesmal bei der Beleuchtung. Die Federbleche waren oxidiert und drei der vier Birnen brannten nicht. Auch nach einer Reinigung gab es öfters Wackelkontakte, sodaß ich mich dazu entschloß die Federbleche zu entfernen und ein paar Kabel an die Birnen zu löten. So muß man zwar bei einem Birnenwechsel den Lötkolben benutzen, aber Wackelkontakte gehören der Vergangenheit an.

Durch diesen Erfolg ermutigt, kaufte ich gleich eine weitere Roco Lokomotive in DC-Ausführung. Im November 1999 gab es von der Firma Eurotrain das Roco-Sondermodell 63699 einer E10 in Rheingoldfarbe. Diese Bügelfalten-E10 1308 hat im Gegensatz zum Märklinmodell die korrekten Lüfter, verkleidete Puffer, eine Frontschürze und ein silbernes Dach mit Regenrinne. Darüberhinaus hat die Märklinlok aus der Zugpackung 28503 das vollkommen falsche Fahrwerk einer 111 mit Schneeräumern, sodaß ich froh war mit der Roco-Lok endlich ein vorbildgerechtes Modell für meinen Rheingold-Zug bekam.

Bei dieser Lok einen Schleifer zu montieren, ist deutlich einfacher. Als erstes benötigt man ebenfalls einen anderen Getriebeboden (roter Pfeil) und zwar 10 06 22. Dazu werden die zwei Schrauben an der Unterseite eines Drehgestelles gelöst, der Getriebeboden abgenommen. Bei der inneren Achse ohne Haftreifen muß wieder das Zahnrad abgekniffenen werden (grüne Pfeile). Das Foto zeigt das Drehgestell rechts vor und links nach dem Umbau. Die Achse mit Haftreifen bleibt unverändert, sodaß diese Lok insgesamt drei angetriebene Achsen hat.

Damit der neue Getriebeboden paßt, müssen einige Zahnräder entfernt werden. Um das Getriebe zu öffnen, muß die Plastikabdeckung der Schnecke entfernt werden (oranger Pfeil). Dann kann man das Getriebegehäuse teilen und die zwei störenden Zahnräder entfernen (blaue Pfeile). Der Zusammenbau erfolgte in umgekehrter Reihenfolge. Nun musste nur noch ein Roco-Schleifer 40003 festgeschraubt und ein Kabel angelötet werden.

Auch bei dieser Lok ist die Zugkraft etwas geringer, weil sie nur zwei Haftreifen hat. Entweder zieht man Haftreifen von Märklin auf, die sind weniger glatt, oder man bestellt zwei Wechselstromachsen, dann hat man insgesamt 4 Haftreifen. Bei meinen Loks baue ich einen zweiten Schleifer an, damit es es bei Langsamfahrt auf Weichen keine Kontaktprobleme gibt. Bei Elektrolokomotiven benutze ich die Oberleitung als zusätzlichen Stromversorger. Bei den Roco Loks 110, 140 usw. kann man aber auch ganz einfach einen zweiten Schleifer montieren. Dazu muß man nur beide Drehgestelle, wie hier beschrieben, umbauen. Man hat dann zwar nur noch zwei angetriebene Achsen, in jedem Drehgestell eine, aber wenn diese mit Haftreifen ausgestattet sind, ist das völlig ausreichend.