Roco BR 140 mit 60902

Sonderfunktion: Schaltbare Schlußlichter

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Unter Roco 141 + 6090 beschrieb ich wie man eine elektrische Mehrzwecklok der Baureihe 141 von Roco mit einem 6090 Dekoder von Märklin ausstattet. Als nächstes sollte die Güterzuglok der Baureihe 140, ebenfalls von Roco, an die Reihe kommen. Da es inzwischen die neuen Dekoder 60902 gibt, mußte ausprobiert werden, ob die Dekoder es vermögen, den fünfpoligen, schräggenuteten Rocomotor ruckfrei anzutreiben. Das ist keinesfalls selbstverständlich, denn wenn man eine 3722 (E94) von Märklin mit diesem Dekoder antreibt ist das Fahrverhalten mangelhaft. Die interne Strombegrenzung, die den Dekoder vor dem Überlastungstot bewahren soll, kann in Verbindung mit dem LFCM ansprechen, weil dieser mehr Strom benötigt als ein DCM (siehe auch Stromverbrauch). Bestimmte Rocomotoren älterer Bauart sind auch dafür bekannt, das sie mehr Strom brauchen.

Der Umbau gestaltet sich genauso wie bei der BR 141: Analogkrempel wie das Fahrtrichtungsmodul entfernen und das Mittelteil der Platine herausschneiden. Der 60902 ist etwas kleiner, sodaß ich ihn nicht aus seiner Hülle befreite. Ich klebte ihn direkt auf den Motor (blauer Pfeil). Dann erfolgten die Anschlüsse. Das braune Kabel wurde mit den Masseschleifern beider Drehgestelle verbunden und das rote Kabel über eine Drossel mit dem Mittelschleifer. Zur Kontaktsicherheit statte ich meine Loks mit zwei Schleifern aus, bei Elloks nahm ich die Dachstromabnehmer und die Oberleitung dazu. Um die unsicheren Kontaktfederverbindungen zu den Pantographen zu verbessern, schraubte ich Lötösen darunter (rote Pfeile). An eine Schraube zur Platinenhalterung schraubte ich ebenfalls eine Lötfahne (oranger Pfeil) und lötete das orange Kabel an. Das ist zwingend für eine flackfreie Beleuchtung. Wichtig ist darauf zu achten, das der Alurahmen keine Verbindung zur Schienenmasse (braunes Kabel) hat. Was passiert wenn sie bei einer Entgleisung mit dem Rahmen die Schienen berührt, vermag ich allerdings nicht zu sagen, Gesund kann es jedoch nicht sein. Der Dekoder soll ja kurzschlußfest sein, also dürfte zumindest theoretisch nichts passieren.

Bevor ich die blauen und grünen Motorkabel mit dem Motor verband, überprüfte ich ob die Motoranschlüsse keine Verbindung zum Rahmen haben, und AHA, sie berührten den Rahmen. Bei einem 6090-Dekoder hatte das im Betrieb zur sofortigen Zerstörung der Endstufen geführt. Der 60902 ist zwar kurzschlußfest, aber die Lok würde so natürlich nicht fahren. Die Federbleche der Platine berührten den Rahmen unten, und nicht wie vermutete an der Seite. Mit zwei Streifen Klebeband war das Ärgernis schnell behoben. Zwei Drosseln wurden von oben an die Kontaktbleche gelötet (grüne Pfeile) und daran das blaue und grüne Kabel. Der Kondensator zur Entstörung (gelber Pfeil) wurde unverändert belassen.

Obwohl die BR 140 eine Güterzuglokomotive ist, fährt sie bei uns recht häufig Wendezüge mit 4-5 Silberlingen. Aus diesem Grund sollte diese Lok lichttechnisch wendezugtauglich gemacht werden, so wie ich es mit BR 221 + 60902 und BR 216 + 60902 gemacht hatte. Das Problem sind die Glühbirnen der Rocoloks. Sie haben keine vom Rahmen getrennte elektrische Rückführung wie man es von Märklin gewohnt ist. Aus diesem Grund erweiterte ich meine kleine Zusatzelektronik um zwei weitere NPN-Transistoren. Die vier Dioden kann man weglassen. Die verhindern das manche Glühbirnen glimmen, wenn beide Sonderfunktionen aktiviert sind, aber diese Kombination macht sowieso keinen Sinn. Man schaltet ja nur an einer Lokseite das Licht aus, oder man aktiviert f0 erst garnicht.

Durch die Verwendung von vier statt nur zwei Transistoren, fällt die die Platine dementsprechend größer aus. Leider zu groß für die beengten Verhältnisse in der Roco-Lok. Was also tun? Ich schloß zuerst das graue Kabel an die vordere weiße Birne und das gelbe an die hintere. Das rot-braune Kabel f1 verband ich mit der "roten" Birne des Führerstandes 1 und das grün-braune mit dem Rücklicht vom Führerstand 2. Digitalfahrer, die nur über die Intellibox oder Control Unit steuern, haben nun schlechte Karten. Der weiße Lichtwechsel funktioniert wie gewohnt, nur das dazuschalten der Rücklichter beim Wendezugbetrieb ist als sehr umständlich zu bezeichnen. Computerfahrer, die ihre Software selber schreiben, haben es da viel besser. Ich änderte mein Programm so, das es genauso reagiert, als wäre die Elektronik in der Lok. Da ich dem Computer bei allen Loks zuweise welche Lokseite an den Zug gekuppelt ist, weiss der Rechner auch genau welche Lampen zu schalten sind. Wird ein Zug gezogen ist f0 an und f1 und f2 sind aus. Wird z.B. ein Wendezug geschoben und der Führerstand 1 zeigt zum Zug, dann ist f0 aus und f2 an. Klingt einfach? Ist es auch, sofern man die Software selbst schreibt. Ansonsten bleibt nur die Möglichkeit mit einem Fräser Platz für die Zusatzelektronik zu schaffen.

Als letztes und wichtigstes folgt der Funktionstest. Fährt die Lok mit dem neuen 60902 ruckfrei? Sie tut es und zwar mit Bravour! Auch hier lassen sich die 27 Fahrstufen nutzen und sie rangiert sogar langsamer als eine Märklinlok. Der Anfahrtest mit einem schweren Zug am Berg meisterte sie besser als die BR 141 mit altem 6090. Die neuen Dekoder sind einfach kraftvoller, das ist mir schon bei meinen anderen Umbauten aufgefallen. Ich versuche all meine Loks so einzustellen, das sie 100 km/h bei Fahrstufe 10 erreichen. Insbesonders alte Märklinloks fallen unangenehm auf, weil sie viel zu schnell fahren. Das negativste Beispiel war eine LFCM-103 mit 60902, die nicht langsamer als 123 km/h wurde. Ich hätte nie gedacht, das ich mal das Gegenteil erleben würde. Die BR 140 von Roco schafft nur 80 km/h, obwohl das Poti für die Höchstgeschwindigkeit auf maximum steht. Stellt man das Poti auf minimum, hätte man eine ideale Rangierlok. Da der Motor selbst bei Langsamfahrt eine relativ hohe Drehzahl aufweist, sind die beiden Schwungmassen von großem Nutzen und überbrücken kleine Stromunterbrechungen mühelos. Um die Lok trotzdem im Fahrverhalten meinen anderen Loks anzupassen, stellte ich die Verzögerung relativ hoch ein, sodaß der Bremsweg von Fahrstufe 2 auf 0 genauso lang ist wie gewohnt. Im automatischen Schattenbahnhof gibt es keine Probleme, nur für Doppeltraktion oder gar Schubbetrieb ist diese Lok so ungeeignet. Das ändert sich erst, wenn Roco noch eine BR 140 mit anderer Betriebsnummer, vielleicht in blau/beiger Farbgebung, herausbringt.

Als ich das Gehäuse aufsetzte, achtete ich nicht darauf das alle Birnen eingesetzt waren. Dadurch berührte der Kontaktstreifen für das rote Licht des Führerstandes 2 den Rahmen. Als ich f2 aktivierte, wunderte ich mich, das es nicht funktionierte. Ein 6090 Dekoder wäre durchgebrannt, aber der 60902 überstand es anstandslos. Nachdem ich die Birne wieder eingesetzt hatte, funktionierten alle Lichter. Bis auf die zu niedrige Endgeschwindigkeit ist die BR 140 ein gelungener Umbau. Durch die langsame Übersetzung und den 3 angetriebenen Achsen ist sie zugkräftiger als so manche Märklinlok.

Das Vorbild:

140 001 bis 140 879 (E 40 01 bis E 40 689)
Baujahr 1957
Stundenleistung: 3700 kW/5032 PS bei 87,6 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 100/110 km/h
Masse: 83 t
LüP: 16490 mm
Achsfolge: Bo´Bo´
Treibrad Durchmesser: 1250 mm

Eine mit der Schnellzugbaureihe E10.1 nahezu identische Güterzuglokomotive beschaffte die DB innerhalb ihres ersten Neubauprogramms für E-Loks. Dem jeweiligen Beförderungsprogramm entsprechend unterscheiden sich die Baureihen E10 und E40 primär im Getriebe-Übersetzungsverhältnis (2,89:1 statt 2,11:1) und die mechanische Bremsanlage hat kleinere Bremsklötze. Zahlreiche Lokomotiven sind mit Schneeräumern ausgerüstet. Damit die BR 140 etwas freizügiger eingesetzt werden können, erhöhte die DB im Juni 1969 ohne konstruktive Veränderungen die Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 110 km/h, was von der Motor-Höchstdrehzahl her unbedenklich war. Dadurch können die Lokomotiven flexibler vor Nahverkehrs- und Eilzügen eingesetzt werden. Noch während des Baus wurden einige Modifikationen vorgenommen: Ab E40 163 ersetzte man die Einfachlampen durch Doppellampen, ab 1960 die Lüftergitter mit waagerechten Lamellen durch sogenannte Doppeldüsen-Lüftungsgitter mit senkrecht gestellten Lamellen. Die Lokomotiven der ersten Serie waren mit einem elektrischen Zugkraftausgleich ausgerüstet, der später wieder entfernt wurde. Zur Anlieferung hatten alle Maschinen einen grünen Anstrich. 140 162 war im Jahr 1975 die erste DB-Lok im neuen oceanblau-beigen Farbkleid. Mit insgesamt 879 zwischen 1957 und 1976 beschafften Lokomotiven gilt die Baureihe E40 als meistgebaute deutsche Loktype. Der Schwerpunkt ihres Einsatzes liegt im Güterzugdienst auf ebenen Strecken. Auch im Eilzug- und Nahverkehrszugdienst ist die BR 140 zu finden.